Mehr öffentliche Gelöbnisse der Bundeswehr? Widerspruch aus Esslingen...
15. Sep 2019
Der Leserbrief im Wortlaut (Esslinger Zeitung, 14./15.09.2019, S.8):
Ausgerechnet kurz vor der Erinnerung an den Überfall der
deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939,dem Beginn des Zweiten
Weltkriegs, will der Bundesbeauftragte für internationale Religionsfreiheit das
Militärische in die Mitte der Esslinger Stadtgesellschaft rücken, indem er ein öffentliches
Gelöbnis in Esslingen vorschlägt, Und dies in einer Zeit, in der militärische"
Interventionen und Kriege immer mehr ein normales Mittel der Politik zu werden
scheinen. Die Forderung zum Antikriegstag am 1. September lautet: Nie wieder
Krieg! Was können wir dafür tun? Eine Militarisierung der Gesellschaft ist
sicher der falsche Weg. Mehr zivile Konfliktlösungen sind notwendig, diese
Anstrengungen muss die Politik finanziell in entsprechender Höhe ausstatten.
Wenn ich Markus Grübel recht verstehe, dann möchte er eine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr: Gelöbnis als ,"besonderer Anlass für die Bundeswehr, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren". Wichtiger scheint mir, dass die Bundeswehr glaubwürdig nach dem Inhalt des Gelöbnisses handelt: ,"lch gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Wenn dagegen in der verteidigungspolitischen Richtlinien von 2011 deutsche Sicherheitsinteressen unter anderem damit definiert werden, "einen freien und ungehinderten Welthandel sowie den freien Zugang zur Hohen See und zu natürlichen Ressourcen zu ermöglichen", so geht es darum, deutsche Interessen gegenüber anderen Staaten zu verteidigen. Dies trägt dazu bei, unsere wirtschaftliche Stärke zu sichern und anderen Völkern Entwicklungschancen zu verbauen. Religionsfreiheit kann nur dort gedeihen, wo Menschen ein Auskommen zum Leben haben. Militärische Absicherung der Eigeninteressen trägt nicht dazu bei. Grübel begründet seinen Vorstoß mit dem Hinweis auf die frühere Garnisonsstadt Esslingen. Ein öffentliches Gelöbnis in Esslingen hat keinen Bezug zur Stadt, die immerhin schon 25 Jahre gut ohne Militär lebt.